Kürzlich bekam ich einen Commodore PET 2001 in die Finger. Auf den ersten Blick schien er noch recht gut zu funktionieren - immerhin zeigte er nach dem Einschalten einen Bootscreen und reagierte auf Tastatureingaben. Bereits auf den zweiten Blick offenbarten sich jedoch einige Macken: mehrere Tasten funktionierten nicht, keines der am IEEE-488-Port angeschlossenen Geräte ließ sich ansprechen und - uups - der Bootscreen meldete schlappe 1024 Byte zu wenig. Viel Raum für Verbesserungen, aber ich konzentrierte mich erst mal auf das Einfachste: der Tastatur.
Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung, warum die Tastatur so genannt wird. Man merkt diesem Modell aber noch sehr die Wurzeln Commodores als Hersteller von Taschenrechnern und Rechenmaschinen an. In englischen Foren findet man die Bezeichnung „Chicklet Keyboard“, was frei übersetzt „Kaugummi-Tastatur“ bedeutet.
Zu meinem großen Glück war es in den späten 70ern noch nicht üblich, Baugruppen komplett einzuschweißen, oder einzugießen. Deshalb bestand Hoffnung, die nicht funktionierenden Tasten wieder reaktivieren zu können. Flugs wurde also die Motorhaube des Metallkastens geöffnet:
Die Tastatur ist an der Unterseite des Deckels mit je vier Schrauben an beiden Längsseiten festgeschraubt. Ein an der Tastatur angelöteter Kabelbaum verbindet sie mit der Hauptplatine.
Bei der braunen Unterseite handelt es sich um die Rückseite der Tastatur-Platine. Sie ist mit nicht weniger als 15 Schrauben befestigt. Die Schrauben haben ein Schneidgewinde und sollten mit Vorsicht behandelt werden, um den alten Kunststoff nicht über die Gebühr zu strapazieren.
Auch ohne die Tastatur komplett bis in ihre letzten Einzelteile zu zerlegen hat man nun Zugriff auf die relevanten Bereiche: die Oberseite der Platine und die Gummi-Unterseite der Tastatur.
In der Regel lassen sich Tastaturprobleme durch schlichtes Reinigen der Kontakte beheben. Ob das im Einzelfall zutrifft, kann man (bei eingesteckter Platine und eingeschaltetem Rechner) mit einem kurzen Kabel prüfen. Einfach die beiden Tastaturkontakte verbinden und auf dem Bildschirm sollte der entsprechende Buchstabe erscheinen. Falls das nicht klappt, kann man die beiden Kontakte bis zu ihren jeweiligen Anschlusskabeln verfolgen und hier eine Verbindung herstellen. Falls das auch nicht funktioniert, liegt das Problem wahrscheinlich nicht (nur) am fehlenden Kontakt bei Tastendruck.
Eine Reinigung lohnt sich in den meisten Fällen. Also flugs Platine und Gummi-Unterseite mit einem weichen Tuch und etwas Kontakt- und Reinigungsflüssigkeit gereinigt. Von den Kontakten verschwinden die Korrosionsbeläge und der Gummi sieht wieder wie neu aus.
Man kann nun bereits durch loses Zusammensetzen prüfen, ob die fraglichen Tasten wieder funktionieren. Unter Umständen müssen bestimmte Bereiche einer erneuten Reinigungsprozedur unterzogen werden. Am Ende wird alles in umgekehrter Reihenfolge zusammen gesetzt. Dabei sollte man, wie bereits erwähnt, darauf achten, die Platinenschrauben nicht zu fest anzuziehen.
Hier noch kurz ein paar Informationen zur Funktionsweise der PET-Tastaturen. Angeblich treffen diese für alle PETs mit integrierter Tastatur (also auch für die Modelle mit größerem „Business-Keyboard“) zu.
Die Tasten sind logisch in Zeilen und Spalten angeordnet. Unter jeder Taste befindet sich je ein Zeilen- und ein Spaltenkontakt. Werden beide durch Tastendruck verbunden, so ergibt das ein eindeutiges Signal. Im sogenannten Edit-ROM ist hinterlegt, welcher Zeilen-/Spaltenkombination welches Zeichen (PETSCII-Zeichen) zugeordnet ist. Entsprechend einer glaubhaften Quelle ist die Zuordnung wie folgt:
Zu guter Letzt plagte mich noch die Frage, wie um alles in der Welt ein Tastendruck den Kontakt auslösen kann. Hier hätte ich, ähnlich wie bei einem Klingelschalter, einen Federmechanismus mit Metallplättchen erwartet. Davon war aber nichts zu finden. Erst eine Messung mit dem Multimeter brachte die überraschende Erkenntnis:
Wer hätte das gedacht? Nun werde ich mich gelegentlich mit den anderen Macken des altehrwürdigen Stückes auseinandersetzen. Vielleicht bringt ja bereits eine gründliche Reinigung der Hauptplatine und der darauf verbauten ICs Besserung.